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De metulis - eine Mi(e)szelle

HUBER Bernhard.   

Miese Aussichten für Muschelgenießer. Nach durchgeführten Labortests, das gastronomische Fachmagazin Rolling Pin berichtete davon, klappt nun die Schale der Toleranz bei Lebensmittelhygienikern wie dem bekannten Karl Hellemann endgültig zu! Untersuchungen von 6 kg Miesmuscheln - Proben aus München, Köln, Hannover und Wien - zeigten ¾ der angeblich frischen Ware als mit Fäkalkeimen verseucht! Die Erreger dürften über ungefilterte Abwässer in Muschelzuchtgebiete gelangt sein. Auch Salmonellen sind nicht auszuschließen.

Nun ist Vorsicht geboten: bei unachtsamem Genuss warten Erbrechen, Durchfall, Darm- und Lebererkrankungen - keine appetitanregenden Erwartungen. Empfohlen ist daher eine vorsorgliche Behandlung: Kochen über 10 Minuten bei über 70 Grad tötet laut Hellemann jeglichen Keim ab. Dennoch ist Achtsamkeit bei der Verarbeitung geboten; bedachte Hygienevorschriften müssen eingehalten werden!

Nicht zu übersehen ferner die Frage nach dem Herkunftsland der Ware, das mithin nicht zwingend mit dem Ort der Abpackung übereinstimmen muss. Die adriatische Miesmuschel aus China - nun, ob asiatische oder südeuropäische Keime ... - de gustibus ...

Musste die Miesmuschel immer schon mit Plastikhandschuhen behandelt werden? Im Kochbuch des bekannten römischen Gourmands und Feinschmeckers Marcus Gavius Apicius sieht das Ganze wesentlich einfacher aus. Dort heißt es (der Leserlichkeit halber ins Deutsche übertragen):

Für Miesmuscheln: Liquamen, gehackten Lauch, Kümmel, Passum , Saturei und Wein. Mache eine wässrige Mischung und koche die Muscheln darin.

Ein wohldurchdachtes Rezept! Schaler Geschmack wird einem nicht auffallen - das berühmte Liquamen überdeckt bekanntlich alles ...

Vernünftiger wäre es allerdings, die Thematik der „miesen Muscheln" weniger lukullisch, vielmehr paulinisch zu sehen: Prüft alles und behaltet das Gute!