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KLINK Vincent: Meine Küche. Gräfe und Unzer Verlag, München, 2. Aufl. 2008

KOLMER Franziska.   

Vincent Klink ist ein „hoch dekorierter Sternekoch mit eigenem Restaurant", kann aber schwerlich als attraktiver Mann durchgehen. Wie er da mit einem mächtigen Laib (!) Brot unterm Arm dasteht (S. 19) und auf einer anderen Seite seine eher in defensiver Haltung zurückgelehnte Frau anspricht, zeigt exemplarisch die Interpretationsmöglichkeiten der Kochbuchbebilderung. Die üblichen und üppig vielen Fotos des Meisters wirken gestellt, wie das Eingangsfoto: Klink mit priesterlich erhobenen Armen. Klink im Grünen, versonnen an der Gitarre zupfend, beim Einkaufen, in der Küche, im Garten; sie lassen sich hinnehmen, wenn sie als selbstironisch aufzufassen sind. Die Fotos der Speisen fokussieren die Gerichte auf Tellern und Schalen, oft vor einem farbigen, unscharfen Hintergrund. Manchmal stehen noch Accessoires da, wie Flusssteine (S.66) oder eine Blechkanne (S.52). Jedenfalls kommt zum Ausdruck, dass traditionell angerichtet wird, was heißt, es liegt - für den Kunden erfreulich - viel auf dem Teller.

Das Buch enthält 70 Rezepte und folgt dem Schema der jahreszeitlichen Anordnung, wofür jeweils ein entsprechendes Menü angeführt ist, angefangen mit Vorspeisen über die Hauptgerichte zu den Nachspeisen. Das Buch ruht auf der soliden Basis der klassischen Gerichte, darunter einige schwäbische, wie Ochsenmaulsalat, Sauerbraten. Es fehlen nicht die Variationen und die Modifikationen. Doch als Nouvelle Cuisine wird man diese Linie nicht bezeichnen, Bodenhaftung ist überall gegeben und spürbar. Ein starkes Gewicht liegt auf dem Fleisch, doch auch Vegetarier bekommen etwas auf ihre Teller, etwa Spargel mit Kräuterflädle. Die ganze Produktbreite von Gemüse, Fisch, Geflügel erscheint, aber auch ein Schneckenragout. Die Rezepte sind gut nachvollziehbar, die Zutaten finden sich in der linken Spalte, das Rezept daneben und darüber, manchmal darunter, graphisch gestaltet, Kommentare, Produkthinweise, Variationen. Dazu kommen Einkaufstipps, gerade auch für ökologisch korrekte Produkte, die im Restaurant „Wielandshöhe" zum Einsatz kommen. Die Rezepte lassen sich gut nachkochen, es bedarf keiner extravaganten Zutaten. Für weniger Kochkundige wären manchmal die Angabe von möglichen Beilagen und Serviertipps hilfreich gewesen.

Es ist ein Buch für Liebhaber der Küche von Vincent Klink und seiner Küchenlinie, aber auch für solche einer vom Bodenständigen ausgehenden modernisierten Küche, mit Ausflügen ins Deftige. Die Ergebnisse fallen durchaus sättigend aus. Man fühlt sich gelegentlich ein wenig an die ersten Kochbücher von Paul Bocuse erinnert. Manche Gerichte laden zum „internationalen" Vergleich ein, so Klinks sahneschwerer Forellenstrudel mit dem der Gebrüder Obauer in Werfen.

 

KLINK Vincent: Meine Küche. Gräfe und Unzer Verlag, München, 2. Aufl. 2008