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BAUER Emmanuel J. u. TANZER Ulrike (Hg.): Auf der Suche nach dem Glück. Antworten aus der Wissenschaft. WBG, Darmstadt 2011

Dorothea GMEINER-JAHN.   

„Das ist ein großartiger Fortschritt in der Erfahrung ... eines Menschen, dass natürlich beides überschätzt wird. Sowohl das Glück als auch das Unglück." Diese melancholische Relativierung findet sich auf Seite 134 des 224 Seiten starken Buches, das, nun ja: dem Glück gewidmet ist, und stammt vom Schriftsteller Wilhelm GENAZINO im Interview mit Ulrike TANZER. Womit gleich eine Stärke des sorgfältig edierten, schön in Hardcover gebundenen Bandes demonstriert ist: Die, das Vorwort eingerechnet, 14 Beiträge umschreiten das Thema in bester geisteswissenschaftlicher Manier von vielen Seiten, mal historisch, mal soziologisch, mal theologisch, mal kunstwissenschaftlich, mal philosophisch, mal germanistisch, mal psychologisch und mitunter auch den eigenen Text, das eigene Herangehen reflektierend. Interessante Fakten werden gut lesbar aufbereitet, etwa im MUSALEK-Beitrag zu Glückserfahrung und Süchten, bei BUCHNER zu Kindern und Glück, bei POPP/HOFBAUER/PAUSCH zum Themenfeld Lebensqualität und Glück, bei BAUER zu Glück und persönlicher Handlungsfähigkeit oder bei HALBMAYR und BACHL (Letzterer besonders erfrischend aus der Zeit gefallen mit der Frage nach „Glück und Jenseits") mit theologischen Fragestellungen. NEUMAIER steuert moralische Aspekte und grundlegende Definitionsvorschläge bei und zeigt sich mit anderen Autoren in einem Aspekt übereinstimmend: Glück ist eine Erfahrung, die nur menschliche Wesen machen können, ist doch ein wesentlicher Glücksaspekt die Vernunft, z.B. in Gestalt der Unterscheidungsfähigkeit von Handlungsalternativen, moralisch z.B. zwischen Gut und Böse.

 

Die Stärke des Buches ist aber auch seine Schwäche: Der neurowissenschaftliche Aspekt fehlt. Wäre es nicht spannend gewesen zu erfahren, was im Gehirn bei Auftreten von Glückserfahrungen so vor sich geht? Ob es Muster gibt? Ob diese oder ähnliche Muster - unter welchen Bedingungen? - auch bei anderen Säugetieren auftreten?

 

Ein eindeutiger Pluspunkt ist das Gesamtliteraturverzeichnis aus allen Beiträgen am Schluss des Bandes. Es umfasst auch Internetquellen und Filme. So entsteht als eleganter Zusatznutzen für die Leserschaft ein Pool von vielseitigen Anregungen zum Weiterlesen und -schauen. Der Band „Auf der Suche nach dem Glück" ist allen, die diese Suche betreiben und geistesgeschichtliche Fundamente suchen, als anregende Lektüre zu empfehlen.

RezGlueck (28k)

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BAUER Emmanuel J. u. TANZER Ulrike (Hg.): Auf der Suche nach dem Glück. Antworten aus der Wissenschaft. WBG, Darmstadt 2011