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HERRMANN Alexander: Küchenhelden. Kochspaß für Kinder. Gräfe und Unzer, München 2008.

ZEPPEZAUER Katharina B.   

Alexander Herrmanns Kochbuch verspricht schon im Titel nicht wenig: Kinder sollen Spaß am Kochen haben und nach und nach zu Helden der Küche werden. Bestimmt ein mutiger Vorsatz, den einzuhalten einiges an gelungener Aufbereitung erfordert.

Der zweifache Familienvater führt das mit einem Stern ausgezeichnete Gourmetrestaurant „Herrmanns Romantik Posthotel" in Wirsberg bei Bayreuth, hat eine eigene Kochshow auf BR 3, veröffentlichte schon mehrere Kochbücher und ist auch sonst in der medialen Kochwelt breit vertreten. Das alles mag ja die großen Esser begeistern - angehende „Küchenhelden" lassen sich aber bestimmt wenig davon beeindrucken. Was wirklich zählt, ist freilich einerseits der Geschmack; ein gutes Kinder-Kochbuch zeichnet sich aber durch viel mehr aus: Präsentation braucht es, Kreativität, Gesundheitswert, und natürlich muss der Anreiz zum Selbstkochen vermittelt werden.

Der Aufbau von „Küchenhelden" ist auf jeden Fall erwähnenswert und in jeder Hinsicht durchdacht und gelungen: Ein Kochbuch für die ganz Kleinen (etwa im Alter von 3 bis 7 Jahren) erfordert andere Kategorien und Richtlinien, als man es üblicherweise gewöhnt ist. Herrmanns Idee, die grundsätzliche Einteilung zu revolutionieren, erweist sich als äußerst praktisch. So denken Kinder noch nicht in Standardeinteilungen wie „Vor-, Haupt- oder Nachspeise", sondern unterscheiden üblicherweise in bekannte Gerichte bzw. Zutaten. Herrmanns Kapitelüberschriften orientieren sich daher an: Brot, Kartoffeln, Nudeln, Würstel, Hackfleisch, Hähnchen, Schnitzel, Obst, Eis und Pfannkuchen.

In weiterer Folge soll der erste Schritt der Küchenhelden eigenständiges Mitdenken und Entscheiden sein: Auf die Frage „Hast du heute Hunger auf Schnitzel, Kartoffeln oder Nudeln?" dürfen Kinder selbst antworten und das zu Kochende mitbestimmen. Anschließend teilt Herrmann die Hauptkategorien in je drei Rezepte auf, womit sich 10 x 3 Rezeptvorschläge (mit weiteren Variationen) ergeben. Und um die Sache noch zusätzlich abzurunden, verweist er auch innerhalb der Kapitel auf Rezepte aus anderen Abteilungen, die mit den passenden Zutaten bereitet werden.

Kindgerecht ist aber nicht nur der Aufbau, sondern auch die Optik des Kochbuches: In fröhlichen bunten Farben präsentiert Herrmann seinen kleinen Lesern Obst und Gemüse ebenso wie Anleitungen und Küchenutensilien. Unterstützt wird er dabei von seinem sechsjährigen Sohn Paul (Lieblingsessen: Krake), der vierjährigen Sarah (Lieblingsessen: Kratzeis) und dem Genuss-Sheriff, einem Plüschhund mit Kochmütze, Sheriffstern und Schürze, der den kleinen Köchen hilfreiche Tipps gibt. Viele herzliche Fotos von Sarah und Paul, die mit Freude Avocados einstampfen, Karotten in Hackfleischbällchen stecken oder mit kleinen Messern Obststückchen schneiden, schaffen einen ersten Eindruck der angestrebten Initiative von Kinderseite.

„... und mit Essen spielt man DOCH!" ist Herrmanns Motto. Wichtig ist ihm der Spaßfaktor des Kochens, wenn Kinder gemeinsam mit der ganzen Familie experimentieren und produzieren können. Dass man das Selbstgemachte dann auch noch aufessen kann (und sicherlich von den ebenfalls genießenden Eltern mit Lob überschüttet wird!), ist ein besonderer Bonus. Ein schönes Beispiel für die Wirkung, die das Mithelfen auf Kinder hat, findet sich im kurzen Steckbrief der kleinen Sarah: „Seit sie Gurken selbst schälen kann, isst sie sie auch gern."

Als weitere Anregung führt Herrmann beispielhaft vor, wie man einfache Gerichte fantastisch anrichten und kindgerecht verpacken kann. Da wird dann eine lustige Raupe aus Feldsalat mit Kartoffelcroûtons, ein Astronauten-Bonbon aus Hähnchengeschnetzeltem mit Gemüse, eine Sonnenblume aus Physalis und Erdbeeren.

In jedes Rezept schummelt der Autor gesunde Zutaten: So füllt er Kartoffelschiffe mit Salatblättern, lässt Haifischflossen in einem Gurkenmeer schwimmen oder bastelt dem Würstelkraken einen hübschen Kragen aus Apfelspalten. Eigentlich sind solche Tricks aber gar nicht mehr nötig, denn wenn die kleinen Köche ihr Obst und Gemüse bearbeiten dürfen, begeistern sie sich ganz von selbst dafür. Da Naschen während des Zubereitens in solchen Fällen natürlich erwünscht ist, tun die Erwachsenen gut daran, einen gesunden Vorrat anzulegen.

„Küchenhelden" verzichtet nicht auf Würstel, Sahne, Zucker oder Pudding; Kinder können auch weiterhin Weißmehl essen und niemand verbietet ihnen Schokolade. Wer auf der Suche nach einem streng vollwertigen oder zumindest vegetarischen Kochbuch ist, wird sicher enttäuscht. Doch gerade die Kunst, einen ausgewogenen und sinnvollen Speiseplan zu entwickeln, der keinerlei Verbote enthält, die Essen zum Ärgernis machen, zeichnet „Küchenhelden" aus. Vernünftige Eltern, die ihren Kleinen von Anfang an das Wissen um die Wichtigkeit von richtiger Ernährung mitgeben und Kochen gleichzeitig zum gemeinsamen Spiel ausgestalten wollen, werden mit diesem innovativen Kochbuch einen wahren Glücksgriff machen.

 

HERRMANN Alexander: Küchenhelden. Kochspaß für Kinder. Gräfe und Unzer, München 2008.