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Epikur Journal 02/2010: Editorial

18.11.2010  

Kulinarische Heimat? – Identität, Regionalität und Ernährung

Regionalität in aller Munde?

„Region" ist momentan „in aller Munde" - als Benennung, unter der sich „regionale" Erzeugnisse besser verkaufen lassen als mit „Bio", man vergleiche in Österreich die „Genussregionen". Doch definiert ist „Region" dabei und dadurch nicht. „Regionen" sind historisch gewordene, sich in der Zeit verändernde sozial-räumliche Gebilde, entstanden durch politische Abgrenzungen in einem nationalen/globalen Differenzierungsprozess. Erst danach werden sie solche wahrgenommen. Was aber heißt das für „kulinarisches Erbe", „regionale Küche"? Wie entsteht nun ein Gefühl von „meiner Region"?

 

 „Regionale Ernährung: Zumutung - Nachhaltigkeit - Genuss?

Vielerorts bedeutete Ernährung aus der Region über lange Zeiten: eingeschränktes Angebot und einfache, wenngleich manchmal mühsame Zubereitung. Das aber hieße eigentlich, dass sie keine besondere kulinarische Attraktivität enthielte. Wo liegt dann ihr Potential? Regionale Küche" kann spezifische kulturelle Zugehörigkeit und Verortung ausdrücken, wäre, Marcel Mauss folgend, ein Teil des „sozialen Gesamtphänomens" Ernährung.

 

Heimat" als Kulinarium

Gewährt denn kulinarische „Heimat" ein Revival des etwas in den Hintergrund geratenen Begriffes, gleichsam als hoffnungsfrohes - nicht nur touristisches - Festbankett im Gegensatz zum Leichenschmaus, der diesem Wort ebenfalls bereitet wurde. Ist Heimat nur dann zu konstatieren, wenn kulinarische Region bzw. kulinarisches Erbe aus einem materiellen Verständnis gefasst wird, folglich uns nur in Form von Erzeugnissen gegenübertritt? Oder können wir auch von einem „Geist" der kulinarischen Heimat sprechen, der sich regional festmachen lässt? Gerade aus der historischen Tiefe ( durch Erforschung der Quellen, etwa der Kochbücher) lassen sich wertvolle Erkenntnisse für aktuelle Umsetzungs- und Vermarktungsfragen gewinnen.

Ein erster Aufbruch in diese Richtung soll in der vorliegenden Ausgabe von EPIKUR stattfinden. Der am 28./29. November in Salzburg stattfindende Kongress „Regionalität - Identität - Ernährung" wird sich Leitfragen zu regionalen Voraussetzungen, Prägungen wie Konstrukten von „Küche" als Heimat und vice versa widmen. Im März 2011 werden ausgewählte Beiträge in einer weiteren Journalausgabe publiziert werden. Besonders der Rezensionsteil soll das Phänomen der Region als Heimat in Märkten, Küchen und Töpfen beleuchten.

Regionalität in aller Munde - wir wünschen guten Appetit!