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BABU Suresh C., SANYAL Prabuddha: Food security, poverty and nutrition analysis. Statistical methods and applications. Elsevier, Amsterdam – Boston 2009

VOGET-KLESCHIN Lieske.   

Mit Statistik gegen den Welthunger? Entscheidungen über die Ausgestaltung von Programmen zu Armutsbekämpfung und Ernährungssicherung sollten auf einer soliden empirischen Basis stehen. Eine solche zu erarbeiten setzt neben inhaltlichen auch fundierte statistische Kenntnisse voraus. Gleichzeitig mangelt es Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen häufig an der Fähigkeit, qualifiziert Daten zu Armut und Hunger zu erheben, aufzuarbeiten und sachgemäß zu interpretieren. Diesen Missstand zu beheben haben sich die Autoren vorgenommen.

Dabei verknüpfen sie das Anliegen der Vermittlung von statistischem Wissen mit einer inhaltlichen Einführung in die Zusammenhänge von Armutsbekämpfung und Ernährungssicherung. Die 15 Kapitel des englischsprachigen Buches adressieren jeweils einen bestimmten Themenbereich, wie etwa die Folgen der Einführung neuer Produktionstechniken (Kapitel 2), die Auswirkungen des Umstiegs von Subsistenz- auf kommerzielle Landwirtschaft (Kapitel 3), den Einfluss der mütterlichen Bildung auf die Ernährung von Kleinkindern (Kapitel 7) oder die verschiedenen Einflussgrößen von Armut (Kapitel 12) und führen anhand dieses Themas in verschiedene statistische Methoden ein (Kapitel 2: t-Statistik, Kapitel 3: Chi-Quadrat-Test, Kapitel 7: bifaktorielle Varianzanalyse, Kapitel 12: logistische Regressionsanalyse). Dabei sind die einzelnen Kapitel im Wesentlichen gleich aufgebaut: auf eine Einführung in das jeweilige Thema folgt ein Literaturreview verschiedener Fallstudien. Im Anschluss daran zeigen die Autoren auf, wie sich aus diesem Thema ergebende Fragen mittels statistischer Methoden bearbeitet werden können. Dazu führen sie auf der Basis von Haushaltsdatensätzen aus Malawi Beispielrechnungen durch. Teilweise werden bestimmte technische Feinheiten in einen technischen Anhang am Ende des Kapitels ausgelagert. Der dritte Teil des Kapitels ‚übersetzt' die Ergebnisse der statistischen Auseinandersetzung in Schlussfolgerungen für die Politik. Jedes Kapitel schließen mit Übungsaufgaben.

Thematisch ist das Buch in drei Abschnitte unterteilt: Die ersten sechs Kapitel des Buches beschäftigen sich mit verschiedenen Fragestellungen von Ernährungssicherheit im Sinne des Zugangs zu ausreichend Nahrung (food security). Kapitel 7 bis 10 gehen dann auf Fragen ausreichender Nährstoffversorgung (nutrition security) ein. Neben Zugang zu Nahrungsmitteln sind für diese Fragen die Gesundheit, sowie bei Kindern die Qualität der Versorgung durch die Eltern entscheidend. Im dritten Teil des Buches (Kapitel 11-15) werden schließlich spezielle und weiterführende Probleme behandelt.

Die klare Gliederung sowohl des gesamten Buches als auch der einzelnen Kapitel trägt maßgeblich dazu bei, die teilweise sehr komplexen Sachverhalte auch Lesern, die wenig Vorkenntnisse mitbringen, verständlich zu machen. Einerseits ermöglicht die Binnengliederung der einzelnen Kapitel es auch solchen Lesern, die sich ausschließlich für die inhaltlichen Aspekte und weniger für die statistischen Feinheiten interessieren, das Buch mit Gewinn zu lesen. Andererseits verdeutlicht die enge Anbindung an konkrete inhaltliche Fragestellungen, warum es fruchtbar aber auch spannend sein kann, sich tiefer in die statistischen Fragen einzuarbeiten. Darüber macht diese enge Anbindung auch klar, welche Methoden für welche Art von Fragestellungen angemessen sind.

Allerdings kommt es sowohl innerhalb der einzelnen Kapitel als auch zwischen den Kapiteln zu deutlichen inhaltlichen Dopplungen. An einzelnen Stellen weist der Text inhaltliche Brüche auf. Darüber hinaus ist nicht ganz nachvollziehbar, warum welche Aspekte der Einführung in die statistischen Sachverhalte in die jeweiligen technischen Anhänge verlagert wurden.

Dem Charakter eines Studienbuches, das sowohl zur Durchführung eines Kurses (die 15 Kapitel können als Grundlage für 15 Sitzungen im Laufe eines Semester genutzt werden) als auch zum Selbststudium genutzt werden kann, entsprechen die Übungsaufgaben am Ende eines jeden Kapitels. Positiv ist zu bewerten, dass diese nicht nur den Inhalt des jeweiligen Kapitels abfragen, sondern zum eigenständigen Weiterarbeiten anregen. Mindestens für das Selbststudium wäre allerdings eine Skizzierung der jeweiligen Lösungsansätze hilfreich. Auch ein Glossar wäre wünschenswert und hätte eventuell dazu beigetragen, einige der inhaltlichen Doppelungen zu vermeiden.

Es bleibt am Ende der Eindruck eines gut durchdachten, umfassenden und doch verständlichen Einführungswerkes, das von einer kritischen Edierung nur hätte gewinnen können.

RezFoodSecurity (34k)

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BABU Suresh C., SANYAL Prabuddha: Food security, poverty and nutrition analysis. Elsevier, Amsterdam – Boston 2009