Wenn man eine Reise tat und darüber schreibt, erlebt man danach im Zeitungsgedruckten manche überraschende Änderung. Kurt Tucholsky stellte an den Anfang seines Pyrenäenbuchs einen Auszug aus Roland Dorgelès Buch „Partir". Ich übersetze sehr frei und darum nur sinngemäß!
„ - Die Pyrenäen? Das wildromantischste Gebirge überhaupt. Die Hotels? Aller erdenkliche Luxus und Komfort! Die Hotelbars? Die allergrößten! Das Essen? Lukullisch! Wie Gott in Frankreich!
Was wird von einem Reisenden (Schriftsteller) erwartet? Dass er lügt. Die Lüge ist das Siegel der Authentizität. Können Sie nach der Rückkehr schreiben", dass der Himmel im Süden grau war, dass es regnete oder alles ganz dürr war? „Nie im Leben!" Der Himmel muss blau und das Land saftig grün sein. „Sie können schreiben, was Sie wollen, das ändert nichts. Glauben Sie, dass man Sie ernst nimmt", wenn Sie über die niedrigen Einkommen und die hohen Restaurantpreise schreiben und die dortigen realen Fleisch-/Fischqualitäten? „Überhaupt nicht... Aufgabe ist es nicht, Legenden zu zerstören, sondern solche zu schaffen". Man isst immer ausgezeichnet! Die Tradition lebt. Die Gänsefettleber ist umwerfend. Das Personal ist immer außergewöhnlich höflich und aufmerksam, sehr zuvorkommend. Die Preise sind immer angemessen und korrekt. Leben wie Gott in Frankreich!
„Das stimmt nicht. Scheiß egal! Die Realität ist das Kleingeld von denen, die nicht lügen können".
Tucholsky wusste es: So war es, ist es, wird es bleiben. Darum kann man sich's ersparen die Reiseteile in praktisch allen Medien zu lesen. Das ist allenfalls weichgekochte Garnitur zu den begleitenden Inseraten, wenn nicht selbst schon direkte Werbung.
Hier kommen zunächst die „Urfassungen" der drei in den SN gedruckten Reiseberichte, dann der vierte, dort nicht mehr erschienene, sowie diverse Materialien.
Viel Vergnügen bei der Lektüre.