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Lunchtime in the City – Watching the English

Marlene ERNST.   

Bei meinem letzten Londonaufenthalt ist mir folgendes aufgefallen: Der Engländer ist ein Frischluftfanatiker - zumindest hat es diesen Anschein, wenn man sich zur Mittagszeit auf den Straßen und in den kleineren sowie größeren Parks und Plätzen umschaut. Um etwa 12:30 Uhr Ortszeit ist es soweit und die Londoner Büromenschen pilgern en mass zu den weit verbreiteten Imbissketten, die wie Schwammerl überall in der Stadt aus dem Boden schießen und zur Versorgung der Touristen und einheimischen arbeitenden Bevölkerung zur Verfügung stehen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei - von Sandwiches und anderen Kleinigkeiten (Pret A Manger, Caffè Nero, Marks & Spencer, Tesco und Co.) über französische Köstlichkeiten (PAUL) bis hin zu Sushi (Wasabi). Alle haben eines gemein: der Platz um die Speisen innerhalb des Lokales bzw. Geschäfts zu genießen ist begrenzt und die Kunden werden durch höhere Preise bei Inanspruchnahme des spärlichen Raumes dazu ermutigt, ihre Mittagsjause in den platzoptimierten kleinen Tragetaschen als take away zu ordern. Einmal ins Freie entlassen, ist der nächste Stopp der mittäglichen Pilgerfahrt des Londoner Büromenschen der nächstgelegene Platz, Park oder eine sonstige Grünfläche. Die Außentemperaturen spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle - der Engländer an sich spürt die Kälte nicht. Nur der Regen kann sie unter Dachvorsprünge oder gar ins Büro zurücktreiben - das heißt, wirklicher Regen, Nieselregen kann ja gleich wieder aufhören. Somit haben die Einheimischen auch einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Touristen, die ihnen diese Plätze meist nicht streitig machen in Anbetracht eines überzogenen Himmels und bescheidenen 18° C Außentemperatur.

 

So kommt es, dass man zur Lunchtime das Londoner Bürovolk alleine oder in kleinen Gruppen mit seinen verschiedenen kulinarischen Kleinigkeiten auf den Straßen und in den Parks antrifft. Besonders auffällig ist dies in den Stadtteilen mit den Bürozentren, wie etwa um St. Paul's herum. Besucht man mittags den Paternoster Square bekommt man einen guten Eindruck von den Londoner Essgewohnheiten. Und an diesem Platz fällt dann noch etwas ins Auge: Was tun die Londoner mit ihrem Müll, der Dank der zahlreichen verpackten Einzelteile zu Hauf anfällt? Denn Mistkübel sucht man in the City vergeblich - sie wurden nach den IRA Bombenanschlägen in den 90ern aus dem ganzen Stadtteil verbannt. Die englische Lösung für dieses Problem ist ein mobiler Müllsammler, der während der Mittagszeit auf dem Platz seine Runden dreht, den Abfall der Leute einsammelt und so für einen müllfreien Aufenthalt im Freien sorgt.

Lunchtime (29k)

Lunchtime am Paternoster Square, London   Müllentsorgung am Paternoster Square, London