Der erste, rein optische Eindruck des Buches verspricht nicht zuviel: „Meine geheime Kräuterhexenküche" ist grafisch besonders gut gelungen! Harmonische Farben und Formen, Textbausteine und Bilder gehen fließend ineinander über und laden ein zum Lesen. Und der Einstieg fällt leicht, weil die kurzen Textpassagen mit pfiffigen Titeln in unterschiedlichen Schriftformen ins Auge springen. Beim genaueren Studieren der Rezepte gibt es dann so einige Aha-Effekte, weil die Zutaten für unser Kräuterverständnis ungewöhnlich sind. Auch werden Pflanzen als Zutaten verwendet, die als leicht giftig bzw. unbekömmlich gelten wie etwa Arnika im Blütenelixier.
Geschickte Kombinationen ergänzen sich geschmacklich hervorragend, so zum Beispiel der Wiesenknopf, der mit seinem feinen Gurkenaroma den Gurkensalat bereichert. Interessant scheint auch der Einsatz bitterer Wildpflanzen, die so reichlich zu finden sind. So lädt etwa „Hering mit Löwenzahn - sorgt für unbeschwerten Genuss" zum Ausprobieren ein.
Der französische Einfluss ist an verschiedenen Stellen spürbar, so auch in den Desserts, wo Mädesüß verwendet wird. Der eigenwillige Geschmack der weißen Wedel, die im Sommer so üppig an den Straßenrändern wachsen, wird als Milch- oder Rahmauszug in die Süßspeise gebracht. Die Verwendung der Taubnessel, die als wilde Form der Melisse gilt, ist schon ziemlich in Vergessenheit geraten. Die geheime Kräuterhexenküche beschreibt die Herstellung einer Taubnesselmarmelade und erzählt über den „Ortillete", einem alkoholischen, prickelnden Getränk aus Taubnesselblättern, das in Frankreich gerne zubereitet wird. Die Alpenampfermarmelade soll jedes Stimmungstief vertreiben, das meint jedenfalls die Autorin der geheimen Kräuterhexenküche. Solche und viele ähnliche Versprechungen bringen den Leser ab und zu ein wenig zum Schmunzeln. Alles in allem ein sehr angenehm lesbares und spannendes Buch für jeden, der sich mit Wildkräutern befasst, auch wenn die angepriesenen Wirkungen nicht immer ganz ernst genommen werden dürfen.