Dieses Buch ergänzt sehr gut den "Tag im elBulli". Hier gibt es einen Überblick über die Entwicklung des Restaurants von 1978 an. Weil dort alle Gerichte sorgfältig dokumentiert, also auch fotografiert werden, erhält man am Anfang des Katalogs einen rasanten Überblick der Entwicklung, von den konventionellen Gerichten in konventioneller Darbietung des Beginns bis hin zu den immer mehr reduzierten Formen der späten 90iger Jahre. Nach 2000 erfolgte sichtlich der Umschlag ins Künstlerisch-Dekorative. Angesichts dieser Bilder wird deutlich, wie sehr sie andere Köche für ihre eigenen Darbietungen studierten und abwandelten. Den Fotos am Anfang entspricht die Auflistung von 1461 Nummern am Ende des Buches. In der Einleitung wird auf die Auseinandersetzung von Künstlern mit Nahrung, so etwa Daniel Spoerris „Eat art" eingegangen. Im Buch finden sich immer wieder Hinweise und Bezüge zu Kunst und Küche und den gegenseitigen Beeinflussungen. Im Mittelteil stehen die Erlebnisberichte von den Gästen, die im elBulli essen durften: solche Abhandlungen über „ein Erlebnis der mystischen Art" führen zur Erschöpfung des Lesepublikums, auch weil sich alle diese Texte im Grunde sich irgendwo ähneln: in ihrer „unglaublichen emotionalen Erfahrung". Es geht um die Frage ob Ferrán als Künstler bezeichnet werden kann - was er kann; wobei der Aufstieg Ferráns gleich zum „Gott" durch solche hagiographischen Texte noch gefördert wird.
Ferrán wird als die Zukunft des Essens gesehen, als Vordenker von Schöpfer von einzigartigen Speisen. Einzelne Punkte müssten vertieft werden, etwa die Zusammenarbeit Ferráns mit der Industrie und des Einsatzes technischer Stoffe, wie Tapetenkleister, industrielle Herstellungsverfahren, die er eingeführt hat. Was zu Tage tritt, ist durchaus eine Art von künstlerischer Entwicklung, die vollzogen wurde. Wer noch Informationen zur Küche des elBulli braucht, bekommt sie im vorliegenden Band geliefert.