Johanna Raudaschl wurde 1904 geboren und starb 1993. Ihre Kochbücher hat sie ihrer Enkelin, der Herausgeberin, überlassen. Deren Großmutter war ein uneheliches Kind, das in einer bäuerlichen Lebenswelt am Attersee aufwuchs. Nach der Volksschule bekam sie eine Lehrstelle als Köchin in Nussdorf am Attersee, wo damals in das noch bäuerliche Leben der Tourismus einbrach. Sie wechselte in gleicher Position nach Strobl, wo ihre Rezeptsammlung Umfang und Inhalt gewann. 1928 trat sie eine Stelle als Köchin und Hauswirtschafterin in St. Lorenz an; in gleicher Funktion übernahmen sie im Juni 1931 die Trapps in Aigen. Sechs Monate später kündigte sie, um in einen Erbhof in Nussdorf einzuheiraten. Sie verließ die Trapps, um sie nicht wieder zu sehen.
Der Untertitel gibt den Sachverhalt richtig wieder. Wir sehen die über ein Leben hin gesammelten Rezepte einer Köchin aus dem Attergau. Sie hätten, ohne die recht kurzzeitige Beziehung zu den Trapps, wohl kaum den Weg in ein Buch gefunden. Deswegen schildern längere Passagen die berühmte Familie. Die eingestreuten 37 Rezepte, wie böhmische Knödel, Rindsuppe mit Grießstrudel, Kalbsragout mit Pilzen, gerollter Lungenbraten sind klassisch, ebenso die Süßspeisen von Buchteln über Gugelhupf, Lebkuchen, Linzer Torte und den Vanillekipferln. Deswegen wird sich das schön gemachte, ansprechend illustrierte Buch, niemand kaufen. Es zielt auf Trapp-Begeisterte. Aber ein Effekt ist hervorzuheben: die zwei fast parallelen Biographien von Johanna Raudaschl und der gleichaltrigen Baronin gewähren einen guten Einblick in die Lebensverhältnisse des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts. Über die Geschichte einer Köchin und ihrer Herrschaft erschließt sich diese in einer eigenen Weise.