Das kulturgeschichtliche Werk über Frauen mit Geschmack von Katja Mutschelknaus präsentiert sich bereits am Einband überdurchschnittlich spannend. So möchte doch jede Hobbyköchin wissen, wie man mit Vergnügen eine gute Köchin wird.
Selbst das Inhaltsverzeichnis lässt kurz verweilen. Obwohl es einige Minuten dauert um sich bei den verschiedenen Schriften und Schriftgraden zu orientieren, tut dies der Spannung auf die folgenden vierzehn Kapitel keinen Abbruch. Die Kapitelüberschriften, wie zum Beispiel „die Herdmacht der Frauen", sind sehr lautmalerisch gewählt und machen so Lust auf mehr.
Die Autorin steigt in der Einleitung mit einer Anekdote über die Köchin von Ludwig XV. ein und kommt somit gleich auf die Rolle der Frau in der Küche zu sprechen. Durch den lockeren Schreibstil werden die historischen Inhalte und Entwicklungen eher subtil vermittelt. Nicht, dass dies etwas Negatives wäre - meiner Meinung nach ist der Autorin der schmale Grat zwischen Wissensvermittlung und Unterhaltung sehr gut gelungen.
Nach der interessanten Einleitung findet sich der/die Leser/in am Hofe bei dem Dienstmädchen Nanette wieder, begleitet dann Babette Hersant, die Köchin aus dem Café Anglais in Paris, durch das bürgerliche Zeitalter und findet sich im letzten Überkapitel am Vorabend des zweiten Weltkrieges bei Paula wieder, welche das Hausmädchen von Sigmund Freud war. Zwischenzeitlich tauchen auch noch andere Frauen der jeweiligen Zeitalter auf und stellen so realistisch die Probleme aber auch die Freuden dieser Zeit dar. Die umfangreiche Reise endet im heutigen Zeitalter mit der Eroberung der Sternegastronomie.
Von vielen erwähnten Frauen kann man typische Rezepte nachkochen. So wissen wir, dass Babette Hersant eine vorzügliche Schildkrötenfleischsuppe zubereitet hat und können diese auf Seite 71 nachkochen. Die Rezepte spiegeln sehr gut die Zeit wieder und werden optisch, auch wenn Bilder fehlen, gut präsentiert. Angemerkt sollte jedoch werden, dass jene Rezepte nicht unbedingt für ein gewöhnliches Abendessen herangezogen werden können. Die Zutaten sind oftmals schwer zu erhalten und nicht für den kleinen Geldbeutel geeignet. Trotzdem lassen sie das Wasser im Mund zusammenlaufen und sind es wert, sie bei passender Gelegenheit auszuprobieren.
Die optische Aufmachung ist mehr als gelungen. Die Illustrationen sind gut gewählt und meist auch kurz erklärt. Sie runden das ausgezeichnet recherchierte Werk perfekt ab. Auch die am Ende sich befindlichen Adressen von Museen, Kulturinstitutionen und Restaurants bieten eine ideale Ergänzung zur Thematik für Interessierte.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass „Frauen mit Geschmack" eindeutig aus der Masse der Kochliteraturen heraussticht und für jeden ob nun weiblich oder männlich ein repräsentatives Werk im Kochbuchregal darstellt.