Tilo Bode, der Chef der Verbraucherrechtsorganisation Foodwatch, gefürchtet bei den Nahrungsmittelproduzenten, geht in der Sache harsch vor. Viele Bayern wird er erschrecken, wenn er gleich in der Einleitung feststellt (S.7), dass eine „Original Münchner Weißwurst" mit München wenig zu tun habe. Der Darm komme aus China, das Kalbfleisch aus Ungarn, das Schweinefleisch aus Polen und die Petersilie aus Südafrika. Auch in besseren Restaurants kann es vorkommen, dass Gulasch aus Gammelfleisch auf den Tisch komme, die Speisegelatine in Gummibärchen aus ungenießbaren Schlachtabfällen stamme. Er weist darauf hin, dass wir beim Einkaufen von Lebensmittel und beim Essen systematisch getäuscht und betrogen werden. Dazu komme gezielte Desinformation. Denn die Spielregeln eines funktionierenden Marktes seien auf dem Lebensmittelmarkt außer Kraft gesetzt (S.8). Verbraucher sind „recht- und machtlos", das belegen die Lebensmittelskandale der letzten Jahre. Beim Gammelfleisch bildeten „Großhändler, wie Verarbeiter ... eine kriminelle Vereinigung". Die Verbraucher finanzieren einen Markt, der Landwirten, Industrie und Bürokraten diene (S. 15).
Das Buch versteht sich nicht als Ratgeber für gute Ernährung oder für einen klügeren Einkauf, sondern soll der Bewusstseinsbildung der Verbraucher dienen. Es werden die Tricks im Supermarkt aufgeführt, der hohe Zuckeranteil in praktisch allen Getränken, über die Täuschung von „artgerechter Haltung" bei Tieren. Der Supermarkt sei kein Paradies, sondern ein „Albtraum" und zugleich so etwas Ähnliches wie eine rechtsfreie Zone (S. 47). Der deutsche Bauernverband „trägt in erster Linie die Interessen der großen Agrarbetriebe vor" (S. 109). Sie sind an Masse und nicht an Qualität interessiert. Diese Politik wird wiederum von Funktionären vertreten, durchaus im eigenen Interesse. Dabei „fressen die Agrarsubventionen ... knapp die Hälfte des Haushalts der EU" (S. 25). Jede Kuh in der europäischen Union wird mit ca. 2,50 € pro Tag subventioniert. Das ist mehr, als die meisten Menschen in Afrika oder in Asien pro Tag zum Leben haben. Für ca. jeden fünften aller Haushalte in Deutschland ist eine Versorgung mit Bioprodukten unerreichbar, weil zu teuer. Der mündige Verbraucher ist angesichts dieser Situation eine Illusion. Es wird ein schonungsloses Bild über die Zustände gezeichnet. Letztlich kümmert sich niemand institutionell um die Interessen und damit auch um die Gesundheit der Verbraucher.