Das Motto „Heimat braucht jeder, aber bitte ohne Hirschgeweih und Alpenglühen" lässt sich leicht ironisch kontern - was tun, wenn man in einer Gegend wohnt, wo Hirschgeweihe einfach so dahängen und das Alpenglühen ganz natürlich vorkommt? Das Buch gehört nicht direkt in unser gastrosophisches Umfeld. Heimat - Identität - Nahrungsmittel; dieser Aspekt ist weitgehend ausgeklammert. Emigration - Immigration von Personen, aber nicht von Lebensmitteln kommen vor. Andererseits geht das Buch auf die Problematik des Heimatbegriffes und das Heimatverständnis von heute ein. Heimat ist für viele klein, lokal, privat. Die Heimat, Region ist wichtiger als die Nation. Wahrscheinlich geht sie auf eine tiefe Einprägung in der Kindheit zurück, von dem Gefühl, aufgehoben und beschützt zu sein. Psychologisch betrachtet ist „Heimat eine Reminiszenz an das kindliche Gefühl, Eins mit der Welt zu sein". Doch das ist nur ein Erklärungsansatz. Zwischen die philosophischen und psychologischen Deutungen werden Geschichten eingeschoben, wer sich wo, warum fremd empfindet, etwa Deutsche in der Schweiz, die sich als Gastarbeiter fühlen. Eine weitere Vertiefung erfolgt durch einen historischen Abriss von der Zeit der Romantik, Nationalstaatsbewegungen im 19. Jahrhundert bis zur Katastrophe der NS-Zeit. Die darin bewirkten Vertreibungen werden durch exemplarische Schicksale vorgeführt, ebenso die Emigration aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Ein eigenes Kapitel widmet sich der „verlorenen Heimat DDR", wiederum mit historischem Überblick und geographischen Skizzen. Heimat, so ergibt sich, ist relativ, subjektiv und individuell. Über Heimat kann man miteinander kommunizieren. Das Buch bietet spannenden Lesestoff, Anregungen zum Denken, zum Reflektieren, was man selbst mit Heimat verbindet und wie man darüber mit Anderen kommunizieren kann.