Die Einleitung dieses EPIKUR-Heftes kann als eigentliche Rezension zu diesem Werk gesehen werden. Es bietet eine derartig Breite und Fülle von Informationen zum Thema des kulinarischen Erbes, dass es allen Interessierten zu Lektüre empfohlen wird. Es werden nicht nur die einschlägigen Begriffe geklärt, wie etwa im einleitenden Artikel von Kurt Luger, sondern auch die Erstreckungen bzw. Parallelen von der Schweiz bis in den Himalaya. Eine Ambivalenz durchzieht den Band, denn einerseits wird klar, dass das Kulturelle Erbe nur durch Pflege erhalten werden kann, das setzt Interesse, aber auch finanzielle Ressourcen voraus. Andererseits liefert dies dann an den Kommerz aus, selbst wenn dieser erkennen müsste, dass eine möglichst gute Adaption im eigenen Interesse, etwa des Tourismus als Hauptnutznießers, liege. Da aber, das wird wissenschaftlich in mehreren Beiträgen herausgehoben, „Authentizität" wie „Tradition" Konstrukte sind, die nach heutigen Bedürfnissen je erstellt werden, erfolgt eine moderne zweckorientierte „Wiederbelebung". Das ist nicht zu ändern, muss aber im Bewusstsein bleiben - und von der Wissenschaft auch kritisch begleitet werden, angesichts einer unreflektierten Vereinnahmung aus Marketinggesichtspunkten, wie sie auch in Beiträgen kritisch beleuchtet wird. Für die weiteren Diskussionen bieten die unterschiedlichen methodischen und theoretischen Zugänge, etwa aus der Gedächtnisforschung oder der Systemtheorie, gute Ansatzpunkte. Praktiker können Beispiele aus verschiedenen Regionen studieren. Da dieses Thema wegen der Herkunfts- bzw. Schutzbezeichnungen noch weiter Aktualität behalten wird, lohnt sich die Lektüre auch unter diesen Gesichtspunkten. Es ist ein umfangreicher, weitgespannter Bogen vorgelegt worden, der zur Lektüre anregt - und diese zum Weiterdenken.