Die Klappe verspricht, dass dieses Buch „bei Landwirtschaftsfunktionären und Raiffeisen für Aufregung sorgen" wird, denn es will zeigen, wie Funktionäre mit Fördermillionen gemästet werden, Bauern als arm gelten, in Wirklichkeit jedoch reich sind, und wie „Jahr für Jahr hunderte Millionen Euro an Subventionen auf den Konten reicher Banker, steuerbegünstigt in Privatstiftungen und international agierender Agro-Konzerne landen". Damit wird aber auch deutlich, woher dieses Wissen stammt. Letztlich liegt die Veröffentlichung der EU über die Agrarsubventionen zu Grunde. Diese Zahlen werden in dem Werk von 173 Seiten immer wieder aufgekocht - weswegen man eigentlich gleich diesen Bericht lesen könnte. Er ist hier nur mundgerechter für eine breite Leserschicht aufbereitet. Ergo sorgt weniger dieses Buch als der vorgängige Bericht für die Aufregung. Für die normalen Steuerzahler ist es aber durchaus interessant, dass unter den 45 Top-Funktionären der Landwirtschaftskammern „32 Bergbauern waren, von denen im Jahr 2008 jeder im Durchschnitt € 56.000,-- an Subventionen kassierte" (S. 9). Für die Landwirtschaftskammern gibt es in Niederösterreich bei den Wahlen noch 45.000 eigentliche Bauern, aber 165.000 Stimmberechtigte. Und in Tirol haben „illegale Landverschiebungen" Allgemeingut „rechtswidrig an Bauern" verschoben.
Die wichtigsten persönlichen Erkenntnisse des Autors finden sich gegen Ende und das korrigiert schön gemalte Bilder: Unkrautmittel auf Almweiden, Kraftfutter auf Alm- und in Heumilchbetrieben, österreichische Lebensmittel sind nicht gentechnikfrei, achtfache Förderung und damit Verteuerung des Zuckers. Kleine Bauern haben gegen die „agrarische Funktionärs- und Politikkamarilla" keine Chance. Die Dummen sind die Konsumenten, die für ein „irregeleitetes Fördersystem" bezahlen. Ein Kapitel widmet sich Raiffeisen, doch das fällt relativ zahm aus. Es wundert auch nicht, wenn die Expansion des Raiffeisen-Reichs in den Osten von den österreichischen Steuerzahlern finanziert wurde (S. 111). Diese subventionieren auch das Agrarsystem: von 170 000 Bauern zahlen maximal 4000 Einkommensteuern, welches ca. 35 Millionen Euro erbringt. Doch davon können die kleinen Bauern auch nicht leben. Im Grunde erfolgt eine Umverteilung von den kleinen Bauern und den Steuerzahlern hin zu den Großbetrieben, den damit verbundenen Aktionären und Banken. Der österreichische Verbraucher aber weiß: Es wird sich nichts ändern.