Das Buch engagiert sich bei den Diskussionen zur Agrarpolitik der EU, denn Ende 2013 sollen neue Richtlinien beschlossen werden. Diese werden sich nicht nur innerhalb der EU, sondern global auswirken. Denn immer noch mehr als die Hälfte aller aktiven Menschen ist in der Landwirtschaft tätig. Wegen der unfairen Importkonkurrenz der Industrieländer verlieren viele davon ihr Land; sie landen in den Slums. Die EU-Subventionen vor allem für Getreide, Fleisch, Milch und Zucker, kaum für Obst und Gemüse, führen zu Fehl- und Falschernährung, wie auch der hohe Fleischverbrauch, pro Person und Jahr: 89 kg in der EU, 124 kg in den USA.
Die Preise für Produzenten von Lebensmittel fallen, für Konsumenten steigen sie. Die Profitspannen der Verarbeitungsindustrie, wie der Supermarktketten, sind somit gestiegen. Zehn Supermarktketten kontrollieren 40 % der europäischen Nahrungsmittelversorgung. Frankreich, Italien und Spanien verbrauchen 2/3 der Europäischen Pestizide. Industriell hergestellter Autotreibstoff konkurriert mit den Anbauflächen für Nahrungsmittel.
Ein eigener historischer Überblick, der den Übergang von der Mangel- zur Überflussgesellschaft nachzeichnet, endet bei den heutigen Paradoxien. Großbetriebe, die auch die Landflucht fördern, bekommen die meisten Förderungen. Die jetzige Landwirtschaft entwickelt sich zu einem „phantastischen Markt für die Maschinenhersteller, die chemische und die pharmazeutische Industrie". Ein Ergebnis der bisherigen Agrarpolitik ist eine Dualisierung von Landwirtschaft und Ernährung in Europa. Dem entspricht eine duale Ernährung: „Ungesundes Essen für die Mehrheit der KonsumentInnen, Qualität für einen kleinen Teil der Bevölkerung."
Angesichts der Umstände ist Europa „auf dem besten Weg einer der größten Ausbeuter der globalen Nahrungsmittelressourcen zu werden..." Die reichsten Länder versorgen sich auf Kosten der Mehrheit der Weltbevölkerung. Wir werden aufgefordert, den Energiekonsum, unsere Essensgewohnheiten, vor allem dem übermäßigen Fleischkonsum in Frage zu stellen. Die Preise sollten auf einem Niveau stabilisiert werden, das Bauern ein ausreichendes Einkommen gibt und die Lebensmittel für Konsumenten erschwinglich hält. Maßnahmen gegen Lebensmittelspekulation müssten ergriffen werden. Eine völlige Neuverteilung der Fördermittel und völlig neue Regelungen für die Produktion wären nötig.
Das Buch zeichnet kompakt und gut lesbar die bisherige europäische Agrarpolitik auf, zeigt durchaus vorhandene Fortschritte, aber auch die Nachteile und die dahinter stehenden Interessen, bietet damit Stoff zur kritischen Auseinandersetzung.