Das schön gemachte Buch enthält die Transkription eines handschriftlichen Kochbuches aus dem Stift Lilienfeld, datiert auf 1899, mit populärwissenschaftlicher Ausrichtung. Das ist ein wenig schade, man kann hier kaum ordentlich zitieren, denn es spiegelt die monastische Kochpraxis dieser und wohl auch früherer Epochen. Die Rezepte sind also, wie 1899 aufgezeichnet, belassen, nicht kommentiert, nicht kulturgeschichtlich - kulinarisch eingeordnet, Abkürzungen nicht aufgelöst. An eine praktische Umsetzung ist demnach nicht gedacht.
Zwischen den Rezepten stehen informative Texteinschübe zur Geschichte des Stifts, zu den Klosterküchen, dem Stiftskeller, den Mahlzeiten der Mönche, zu Fastenspeisen und Vorratshaltung. Im Anhang findet sich noch ein Speisezettel vom 5. Mai bis 5. November 1899. Insgesamt ergibt sich ein guter Eindruck vom Leben der Zisterzienser um 1900 und ihrem Konsum, samt einigen Impressionen vom heutigen, mit einer vergleichsweise einfacheren Küche. Wenn man die Rezepte ansieht, zeigen sich recht auskömmliche Speisen. Viele von ihnen reichen wohl auch wirklich bis ins Mittelalter zurück. So kann man sich fragen, ob die Mönche aus einer Üppigkeit früherer Zeiten, etwa des 18. Jahrhunderts, schrittweise über das 19. Jahrhundert, im 20. zu einer schlichten Küche kamen, wie sie sich die Ordensgründer im hohen Mittelalter vorgestellt hatten.
Wer sich für mönchische Mahlzeiten, Lebensformen und Küchenpraktiken interessiert, erhält hier vielfältige Aufschlüsse. Das Buch liefert eine durchaus erbauliche Lektüre.