Das Bücherduo Foer - „Tiere essen" und Duve - „Anständig essen" hat das deutsche Feuilleton 2010/2011 schon hinreichend beschäftigt. Vegetarismus geriet erstmals zum öffentlich diskutierten Thema, mit dem sich auch Intellektuelle bzw. Medien auseinandersetzten, die zuvor vielleicht gefürchtet hätten, dafür in der Spinnerecke zu landen. Duves Buch zeugt vom Mut des Verlages und der Autorin, dieses publizistische Denkverbot zu durchbrechen, in einem Land, wo die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte noch um zwei ungeschriebene Gesetzte erweitert wird: das Recht des Deutschen auf unbegrenzt schnelles Autofahren auf Autobahnen und das Recht des Deutschen auf billigstes Fleisch immer und überall.
Karin Duve schildert in flüssigem Stil, immer wieder gewürzt von Selbstironie, ihren persönlichen Wandel von der unreflektierten Konsumentin vorgefertigter Billigst-„Hähnchen-Grillpfannen" zu einer bewussten und informierten Konsumentin. Die Lektüre ist, bei aller gelegentlichen Drastik, unterhaltsam und lehrreich. Schließlich formuliert sie ein weises Motto für sich: „Ich werde nicht konsequent sein, aber achtsam." Spannend wäre nun die Frage, ob sich der mediale Vegetarismus-Hype auch im Fleischverbrauch 2011 niederschlägt - zu beantworten in wenigen Monaten.
Eine Fundgrube in dem sorgfältig lektorierten und korrigierten Buch ist auch das gut recherchierte, nicht zu lange Literatur- und Internetquellenverzeichnis.
Duves im besten Sinne aufklärerisches Werk ist verdientermaßen in die Bestsellerlisten gelangt, und es bleibt zu hoffen, dass der Trend zum reflektierten Konsum ein Thema mit wachsender öffentlicher Aufmerksamkeit bleibt.