Geoponika. Der kurze und prägnante Titel des vorliegenden Werkes setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen. Einerseits enthält es das alt-griechische Wortfür „Erde" (= „γῆ"
Ebenso wie der Titel besteht auch die nun folgende Rezension aus zwei Komponenten. Denn bei demvon Andrew Dalby veröffentlichten Buch handelt es sich um die englische Übersetzung des im 10. Jahrhundert erstmals erschienen byzantinischen Originals.
Geoponika kann als ein Sammelband bezeichnet werden, der aus insgesamt 20 Büchern besteht und in den die wichtigsten landwirtschaftlichen Texte der Antike aufgenommen wurden. Entstanden ist es in Byzanz unter dem Kaiser Konstantin VII. Porphyrogenitus (905-959), der als großer Gelehrter und Sammler vieler Schriften gilt. Während derjenige, der die Texte kompiliert hatte, unerwähnt bleibt, reichen die ca. 50 Autoren, die in Geoponika zu finden sind, von A wie Africanus bis Z wie Zoroaster. Dabei treten neben historisch gesicherten Personen auch sagenhaft-mythische Figuren, etwa Orpheus und Amphiaraos, als Urheber einzelner Passagen auf. Manche der Texte, die hier abgeschrieben wurden, sind später verlorengegangen, weshalb der Geoponika eine wichtige Überlieferungsfunktion zukommt. Beginnend mit Texten zu Wetter und Jahreszeiten werden alle wichtigen Bereiche der Landwirtschaft abgedeckt. Wein- und Olivenbau nehmen ebenso eine prominente Rolle ein wie die Rinder- und Schafzucht. Mitunter findet man auch kurios anmutende Ratschläge: Zum Beispiel soll neben dem Genuss von Essig auch die Diskussion über Fragen der antiken Geschichte einen Betrunkenen wieder nüchtern machen. Den letzten Eintrag bildet, wie sollte es bei einem spät-antiken Werk auch anders sein, eine Anleitungen zur Herstellung von garum (= eine beliebte Fischsoße).
Bezüglich der englischen Übersetzung lässt sich festhalten, dass diese mit einer editorischen Notiz, ausführlichen Kommentaren und zahlreichen Zusatzinformationen aufwartet. Auf diese Weise kann man nicht nur die Herangehensweise von Dalby nachvollziehen, sondern außerdem die Inhalte des Textes besser interpretieren. Besonders gelungen finde ich die Liste mit der Buch- bzw. Kapiteleinteilung, die einen guten ersten Überblick liefert. Die Sprache ist aufgrund der zahlreichen Fachtermini selbst für den erfahrenen Anglisten nicht immer klar und verständlich. Daher empfiehlt es sich ein Wörterbuch bei der Hand zu haben, damit Begriffe wie „millet" (Hirse), „quinces"(Quitten) oder „medlar" (Mispel) keine Rätsel bleiben.
Wer sich davon nicht abschrecken lässt, den erwartet ein sehr interessanter Einblick in die landwirtschaftlichen Praktiken der Antike.