Logo Epikur - Journal für Gastrosophie
Zentrum für Gastrosophie Impressum

CASTELVETRO Giacomo: The fruit, herbs & vegetables of Italy (1614). Übers. v. Gillian Riley. Prospect Books, Totnes 2012

Bernhard HUBER.   

Dem Buch liegt eine interessante Lebensgeschichte zugrunde: Der italienische Renaissancehumanist Giacomo Castelvetro, welcher der Inquisition in Venedig entkommen war, gelangte durch den englischen Gesandten Sir Dudley Carleton im Jahr 1611 nach England. Dort müssen ihn die Ernährungsgewohnheiten der Briten derart erschüttert haben, dass er beschloss, durch ein Manuskript über die italienische Gartenkunst der Früchte, Gemüsesorten und Kräuter zu unterrichten. Doch erst durch die vorliegende Übersetzung Gillian Rileys ist Castelvetros Gang durch das italienische Gartenjahr dem englischsprachigen Publikum neuerlich zugänglich. Dabei kommen nicht nur Botanica zur Sprache, sondern auch Castelvetros Erinnerungen an seine Heimatstadt Modena, an Venedig und seine Reisen durch Europa. Gerade sein „nostalgic delight in the elegant austerity of his native land," (8) macht das Werk auch heute noch zu einer wichtigen kulturgeschichtlichen Quelle der (nord-) italienischen Gartenkunst in der Renaissance.

 

Den Aufbau gliedert Castelvetro nach einer kurzen Einleitung in die vier Jahreszeiten und führt dabei die entsprechenden, im italienischen bzw. englischen Garten wachsenden Kulturen an. Er vergleicht dabei ständig zwischen dem, was er aus Italien gewöhnt war und dem, was er nun in England antrifft. Dabei werden auch damit zusammenhängende Fragen erörtert, etwa warum die Italiener mehr Früchte und Gemüse äßen als die Engländer (S. 78). Angeführt sind teilweise auch kurze Rezepte und Zubereitungsempfehlungen, wie am Beispiel der Salatvorschläge deutlich wird (S. 57f). Interessant ist, dass Castelvetro das eigentlich als Eintopf bekannte und beliebte Gericht „Olla podrida" als Salatvariation beschreibt. In der Übersetzung heißt es: „In Italy we make another salad with the outlandish name of olla podrida <...>" (S. 59).

 

Die ausführliche und informative Einleitung zu Castelvetros Werk führt auch an, dass sich die Einträge der Obst- und Gemüsesorten nach dem humoralpathologischen Temperamenteschema richten würden. Dies kann teilweise nachvollzogen werden, etwa am Beispiel der Melone: „Melons are marvellously refreshing to the system. They are excellent for those who are troubled with kidney stones and will cure burning urine between midday and starlight" (S. 71). Grundsätzlich kann dies aber nur sehr allgemein gelten, den Castelvetro müsste demnach expliziter auf die vorhandenen Unterschiede der Jahreszeiten zwischen England und Italien eingehen, was er aber nicht tut. Es scheint eher, dass der saisonale Ablauf vor irgendwelchen medizintheoretischen Überlegungen rangiert.

 

Ein Glossar, Anmerkungen zur damaligen Verwendung von Gartenprodukten, eine ausführliche Bibliographie zur Garten- und Kräuterkultur der Frühen Neuzeit sowie ein Indexverzeichnis schließen die gelungene Publikation von Castelvetros Gartenführer ab.

RezCastelvetro (109k)

Link zum Verlag

CASTELVETRO Giacomo: The fruit, herbs & vegetables of Italy (1614). Übers. v. Gillian Riley. Prospect Books, Totnes 2012