Die Geschichte der Abhandlung von Walter of Bibbesworth beginnt in den 1230ern im englischen Hertfordshire - vermutlich mit einer Hochzeit. Denn die Lehrschrift für den Unterricht in der französischen Sprache befand sich im Besitz einer Freundin und Nachbarin, die einen bedeutenden Landeigner heiratete. Ihre Pflicht lag nunmehr auch darin, ihren beiden jungen Stiefkindern die Sprache des Adels beizubringen und Walters Text war für diese Gelegenheit geschrieben worden. Als eines der ersten Sprachunterrichtsbücher gedacht für Kinder, wurde die Schrift für weitere zweihundert Jahre rege genutzt, geriet dann allerdings in Vergessenheit. Heute ist sie vor allem eine wichtige Quelle für Linguisten und Mediävisten.
Die hier präsentierte Edition von Walter of Bibbesworths Text, stellt den anglo-normannischen Text (wiedergegeben nach der Edition von Professor William Rothwell) der modernen englischen Übersetzung gegenüber. Der Linguist und Ernährungshistoriker Andrew Dalby hat dabei auch eine umfassende Einleitung zur Geschichte der Schrift und eine umfangreiche Bibliographie hinzugefügt.
Für Nicht-Anglisten ist allerdings der Inhalt der Lehrschrift von besonderem Interesse. Gastrosophen werden vor allem an den Stellen über Ernährung, Essgewohnheiten und Festsitten Gefallen finden. So erklärt Walter wie man Kleinkindern Brot, Eier und Äpfel serviert und französisches Brot bäckt. Ebenso wird gute Haushaltsführung beschrieben, Pflanzen mit ihren medizinischen Einsatzgebieten erwähnt und am Ende des Texts wird auch noch ein Festessen beschrieben.
Walter of Bibbesworths Lehrschrift hat auf jeden Fall seinen Zweck erfüllt, heiratete doch eine der ursprünglichen Rezipienten einen Halbbruder von König Henry III. Sie war durch den frühen Französisch-Unterricht mittels Walters Text zumindest sprachlich bestens auf ihre Stellung vorbereitet. Und heutige ForscherInnen können sich über diese gut aufbereitete Quelle freuen.