„Als Einkaufen zum Erlebnis wurde" (S. 9) ist die Ansage einer Zeit, in der das Leben selbst zu einem Erlebnis geworden ist. Die Konsumkultur, wie sie das 20. Jahrhundert in Europa und den Vereinigten Staaten hervorgebracht hat, sucht ihresgleichen. Doch Birgit Adams begibt sich in einem nüchtern sachlichen Stil an die moderne Wurzel der totalen Warendisposition. Auf der Suche nach den Anfängen der modernen Warenhauskultur und dem Erlebnisphänomen „Einkaufen" widmet sich die Autorin den Gründungsgeschichten von Kaufhäusern, den dahinter stehenden Persönlichkeiten und dem Auf und Ab des Marktes und der jeweiligen Trends. Hier werden das Pariser Le Bon Marché des Aristide Boucicaut, das Londoner Fortnum & Mason, Selfridges und natürlich Harrods vorgestellt, sowie auch der deutsche Kaufhof, Karstadt, Hertie, Horten oder KaDeWe und einiges mehr. Die Meistererzählung des 20. Jahrhunderts, das grundsätzlich alles möglich sei, spiegelt sich in den Geschichten von risikofreudigen Geschäftsleuten, von geplanten Marktstrategien und zufälligen Glücksgriffen, von Aufbruchsstimmung und Niedergangszenarien wider. Hinter dem Schlachtruf des „Omniaomnibusubique" (S. 55) steht eine wechselvolle Geschichte, die in ausgewählten Brennpunkten darzulegen der Autorin gut gelingt. Die Bebilderung tut ein Übriges dazu, indem sie besonders viele Beispiele der Werbefotografie bringt. Exkurse zum Warenhaus in der Literatur, zu Kaufhausarchitektur und -ästhetik, zum Berufsbild der Einzelhandelskaufkraft oder auch zur Konsumkultur des Kommunismus ergänzen die Schaubilder der „Wunderkammern und Konsumtempeln" und geben einen guten Einblick in die Waren- und Kaufhauskultur des frühen 20. Jahrhunderts.