Für alle, die sich bislang noch nicht getraut haben, zerstreut der „Grundlagen"-Teil alle Bedenken. Das Stadtgärtnern wird als Hobbysport präsentiert und dessen Möglichkeiten nach den Gesetzen Balkoniens nahe gebracht. Sehr detailliert gehalten und erschöpfend informierend, wird im Abschnitt „Kulturarten" den diversen Gemüsearten und -sorten nachgegangen. Acht Seiten sind es etwa bei den Tomaten, von Anbau und Aufzucht über Düngung und Wasserbedarf bis hin zu Pflege, Sorten, Ernte und weiterführende Literatur. Obst hingegen ist im Balkongarten nicht in dieser Vielfalt anzutreffen. Zahlreiche „Gartenporträts" aus der Praxis des gemeinschaftlichen Gärtnerns, wie etwa dem Bürgergarten Augarten in Wien, dem Allmende- Kontor in Berlin oder den Dalston Eastern Curve Garden in London, bringen die Möglichkeiten in den Gärten Balkoniens bzw. auch außerhalb in Töpfen, Kisten Pflanzsäcken nahe. Manches erinnert dabei an Kollektivismusphänomene und Naturfreundegeist aus vergangenen Jahrzehnten. Die Projekte sind aber durchwegs ambitioniert und zeigen das Engagement vieler Gartenfreunde, in ihre Umwelt gestaltend und kultivierend einzugreifen. Ein informativer Service-Teil mit praktischen Tipps und Tricks schließt einen Ratgeber ab, welcher ein Muss im Buchregal für alle Gartenfans ohne Garten ist. Der Autorin Andrea Heistinger sowie der Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt „Arche Noah" ist damit ein wirkliches Standardwerk geglückt.