Diese Lektüre kann nur jedem empfohlen werden. Die Komplexität des Themas ist gut recherchiert, differenziert aufbereitet und verständlich dargestellt.
Bio Treibstoffe spiegeln die komplizierten, unterschiedlichsten regionalen, nationalen und internationalen Interessen von Politik, Wissenschaft, Institutionen, Technik und Großkapital wider. Es geht nicht nur um die Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen wie beispielsweise Holz oder Jatropha (Pflanze auf semi-ariden Böden), hier tun sich auch die Abgründe von „Verflüssigung" von Nahrungsmitteln auf. „Liquidität von Bodenschätzen" im doppelten Sinn, einmal die Verflüssigung in Treibstoff (Bio-Diesel und Bio-Ethanol) und zum anderen in die Liquidität des finanziellen Profits der daraus geschlagen werden kann. Dabei sind bei dieser wirtschaftlichen Aktivität der politischen Phantasie, der wissenschaftlichen Vorstellungskraft und der Imagination der Großkonzerne keine Grenzen gesetzt. Jede Kritik oder ethische Bedenken werden als Störung eines Systems und einer Geldwirtschaft empfunden, die über sich nicht nachdenken darf. In diesem System, wo sich der Begriff des Eigentums und das Verantwortungsgefühl für spätere Generationen verflüchtigt haben, schrumpft der Zeithorizont der Entscheidungsträger auf ihre (kurze) Lebenserwartung zusammen. Es wird zunehmend schwieriger auseinanderzuhalten: wird die Wirtschaft von der Politik gelenkt oder steuert die Ökonomie das politische Feld? Es herrscht beinahe eine atemraubende Unbekümmertheit, mit der die Vielfältigkeit des Themas Bio Treibstoff und sein Markt sich selbst überlassen wird. Der kapitalistische Geist beherrscht das Thema. Die wenigen Gegner, die er gegen sich aufbringt, die sich ihm widersetzen und auf Gerechtigkeitsstrukturen hinweisen, stellen nur die moralische Stütze dar, deren Problematik das System sonst nicht einmal bemerken würde.