Fängt die fremde Küche mit einem Kochbuch an, das von rechts nach links gelesen werden muss oder damit, dass wir zu außergewöhnlichen Geschmackskombinationen angeregt werden? Beides findet man in Haya Molchos Kochbuch.
In der speziellen Sichtweise der Autorin ergibt sich natürlich keine Ablehnung des Fremden sondern dessen Bevorzugung. Die Erfahrung von Fremdheit ist Grundlage für den Vergleich zum Eigenen sowie ein Spiegel zum Erkennen des Eigenen. Aber welche Esskultur stellt den Bewertungsmaßstab dar? Wissen wir, worin das Eigene besteht, bzw. was als das Eigene vorausgesetzt wird? Der Prozess der Gegenüberstellung blendet die Gemeinsamkeit mit dem Fremden aus und gerade das konstruiert das Fremde. Es ist nur nach den Maßstäben des eigenen Lebens und der eigenen (Ess-)kultur zu verstehen. Und dann stellt sich die Frage: verstehen wir denn unsere Esskultur alle gleich? Die sozialpsychologische Funktionalität von Essen in einer bestimmten Kultur zeigt sich in der pragmatischen Dimension.
Die Bindung des Buches ist am Buchrücken sichtbar und trägt zur rustikalen Präsentation viel bei. Die Gerichte sind in auffallend schönem, einfachem Geschirr nach dem Muster der Jamie Oliver Kochbücher fotografiert- also nicht wirklich etwas Neues. Ebenso erinnern die zahlreichen persönlichen Fotos und Anmerkungen zwischen den Rezepten an dessen Kochbücher. Der Shabby Chic von Tischdecken aus ausländischen Zeitungen stellt eine extreme Art kreativer Tischdekoration dar - für manche mag das etwas befremdlich wirken.
Die Rezepte selbst sind einfach und gut erklärt und die daraus resultierenden Gerichte ausnahmslos köstlich. Die persönlichen Erklärungen und Anmerkungen dazwischen sind erfrischend, besonders die Tipps dazu hilfreich und anregend. Die Vielfalt des Geschmacks kommt in den Rezepten gut zum Tragen.
Einige Grammatikfehler (z. B. S. 50: Mehrzahl von Frischkäse!) schmälern allerdings die gelungene Gesamtpräsentation.