Der Liturgiewissenschaftler Guido Fuchs veröffentlicht mit seinem Werk „Ma(h)l anders. Essen und Trinken in Gottesdienst und Kirchenraum" das Ergebnis eines Forschnungsdesiderats, welches die verschiedenen Möglichkeiten einer Verbindung von Liturgie und einer Mahlzeit im christlichen Deutschland zeigen soll. Im Besonderen sind es die Abweichungen zur allbekannten Monotonie einer kirchlichen Messe, die sich aus den praxisnahen Beobachtungen erschließen, allerdings ohne jeglichen Verstoß gegen den vorgeschriebenen Messritus. So liefert diese Lektüre ansprechende Einblicke - meist in nichtkatholische Glaubensgemeinschaften, wie durch Einbindung einer Speise in einen Gottesdienst die Trennung von Liturgie und Profanem aufgehoben werden kann. Dies kann zum Beispiel durch die Änderungen der Sitzanordnung in Form einer Tafel geschehen, an der alle Gemeindemitglieder Platz nehmen - auch der Priester, um gemeinsam zu beten, zu speisen, zu feiern und zu kommunizieren. Auch richtiges Brot anstatt der Hostie, so meint Fuchs, würde die Feier der Eucharistie näher an die reale Welt heranbringen.
Der methodische Aufbau erschließt sich sinnvoll durch die Anführung der historischen Ursprünge und die kirchenrechtlichen Gesichtspunkte sowie die verschiedenen Formen des Mahlhaltens in Kirchenräumen anhand von anschaulichen Beispielen, welche den Großteil des Buches einnehmen. Auch moderne Alternativen - außerhalb von Gotteshäusern - für Mahl-Gottesdienste bietet der Autor an. Schlussendlich resümiert Guido Fuchs objektiv seine Erkenntnisse und verweist auf die Probleme, welche sich durch die Zusammenführung von Liturgie und einer Mahlzeit ergeben könnten. In der gesamten Abhandlung eröffnet sich auch ein Blick, über den Tellerrand hinaus, auf alle abrahamitische Religionen, so diese als Vergleich dienen.
„Ma(h)l anders" erweist sich als eine gut lesbare Lektüre, wobei sich ein Mindestverständnis für die üblichen Messriten empfiehlt. Lediglich Germanisten würden, möglicherweise, einige Male die Nase rümpfen und eine ausführlichere Korrektur des Geschriebenen befürworten. Der Inhalt vermittelt keine Darstellung der Speisen per se und auch keine genaue Abfolge einer christlichen Feier, aber das war auch nicht die Absicht des Verfassers. Bloß das Brot und die gesegneten Getränke (Wein, Bier, Milch und Honig) werden um deren Bedeutung auf einigen Seiten in den liturgischen Kontext gestellt. Hervorzuheben sind die empirisch ermittelten Möglichkeiten, einen Gottesdienst mit einer Speise zu verbinden und somit die Liturgie für die Glaubensgemeinde - vor allem die katholische, so hat es den Anschein - attraktiver zu gestalten.
Ein interessantes Werk, welches für reformbedürftige und innovative Religionsgemeinschaften Variationen anbietet, um mit einen etwas anderem Mahl Profanes dem Geistlichen wieder etwas näher zu bringen und umgekehrt.