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SCHOLLER Christiane: Kinderleicht & schnell. 10 Meisterköche präsentieren Menüs für den Alltag. Pichler Verlag, Wien 2009

ZEPPEZAUER Katharina B.   

Die Autorin Christiane Scholler studierte Rechtswissenschaften sowie Werbung und Verkauf in Wien und ist als freie Journalistin und Autorin tätig. Hobbyköchin ist sie nur nebenbei, veröffentlichte aber auch schon mehrere Kochbücher, darunter der Titel „SMS aus der Küche ... und plötzlich ist Kochen ganz leicht" (Pichler Verlag).

Entsprechend „anders" präsentiert sich auch das ebenfalls im Pichler Verlag erschienene Kochbuch „Kinderleicht & schnell": Das vorrangige Ziel des Buches ist es nicht, Rezepte unter einem speziellen Motto zusammenzufassen und an den Koch oder die Köchin zu bringen, sondern den Kindern des Sozialpädagogischen Zentrums in St. Pölten den Reinerlös zukommen zu lassen. Zehn Spitzenköche stellten dafür ihr Wissen honorarfrei zur Verfügung: Beatrix Bachinger, Elisabeth Grabmer, Joachim Gradwohl, Siegfried Kröpfl, Erich Mayrhofer, Ingrid Pernkopf, Franz Rosenbauch, Martin Weiler, Martina Willmann und Franz Zodl. Der Zweck ist damit ein durchaus sinnvoller, den es zweifelsohne zu unterstützen gilt; das eine oder andere Rezept ist die Anschaffung allemal wert.

Leider ist das Kochbuch aber nichtsdestoweniger eine Mogelpackung, die nicht alles hält, was sie verspricht - von der lobenswerten Absicht einmal abgesehen. Zwar informiert der Buchrücken vorab über die „vielen Fotos", auf denen „die Kinder des Sozialpädagogischen Zentrums in St. Pölten <...> mit sichtbarer Begeisterung bei der Sache" sind, doch zumindest die Titelgestaltung macht mit drei Bildern gekochter Speisen (und einem Foto von Michaela Dorfmeister, die als Buchpatin die Köche nach St. Pölten begleitet hat) glauben, es handle sich um ein Kochbuch in typischer Ausformung. Im Buchinneren wird man allerdings eines Besseren belehrt - Abbildungen von Rezepten und Gerichten sind vergleichsweise rar, dafür strahlen den Lesern auf gut jeder Seite Augen von kochenden Kindern und Jugendlichen entgegen.

Das ist auch sehr löblich, allerdings wirkt das Verhältnis der Bilder unstimmig. Es entspräche eher einem Koch- und Spielratgeber für die Betreuer/-innen von körperlich oder geistig gehandicapten Kindern als einem Kochbuch für Hobbyköche - in einem solchen hätten einige Fotos zur Unterstreichung des guten Zwecks ausgereicht.

Aber auch die Rezeptauswahl der Meisterköche steht manchmal in Gegensatz zum Titel des Buches, der einfach zuzubereitende Speisen verheißt. Freilich sind Gerichte wie Curryreis mit Sojakeimen, Krautfleckerl, Griechischer Salat, Ananas-Huhn aus dem Wok oder Schokoladepudding mit Fertigpulver von Dr. Oetker keine allzu schweren Herausforderungen und entsprechen durchaus dem Gedanken des Kinderleicht-Schnellen. Was aber beispielsweise die Wilde Berglinsensuppe mit Grenadiermarsch vom Kräuter-Bratwürstel (inklusive der Anleitung für einen selbst gemachten Fond aus Wildknochen), das Waldviertler Mohn-Parfait (das in einer in Eiswasser gekühlten Schüssel vorsichtig geschlagen werden muss) oder die Fischlaibchen auf gebratenen Erdäpfelscheiben (wo Toastbrot und Fischfilet faschiert, eine Stunde gekühlt und danach in Öl ausgebacken werden) in einem solchen Kochbuch zu suchen haben, ist unverständlich. Der obligatorische Bunsenbrenner, der beim Karamellisieren der Crème Brulée Verwendung findet, und das heiße Öl, das bei den Äpfeln im Schlafrock oder verschiedenen Gemüsepuffern gebraucht wird, die aufgrund sparsam eingesetzter Bindemittel ohnehin nur von geübten Händen ohne größeres Malheur ausgebacken werden können, stehen auf demselben Blatt.

Innovativ und kreativ ist das Kochbuch damit zwar auf jeden Fall; ein anderer Titel hätte aber nicht geschadet. So muss man sich mit Unterkapiteln wie „Trau dich doch! Ein Sonntagsessen für die Familie" oder „Für Fortgeschrittene - Wer traut sich?" behelfen, die mehr verwundern, als dass sie einen großen Nutzwert hätten.

Wer glaubt, einen Ratgeber für Kochanfänger mit vielen ausführlichen Anleitungen oder wenigstens die versprochenen schnellen Alltagsmenüs zu finden, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Die Qualität der Rezepte ist großteils aber durchaus hochwertig. Österreichische Küche mit verschiedenen Einschlägen steht im Mittelpunkt, und unter diesem Aufhänger lässt sich das Kochbuch auch einsetzen: Österreichisch kochen und dabei Gutes tun.

 

Link zum Verlag:

SCHOLLER Christiane: Kinderleicht & schnell. 10 Meisterköche präsentieren Menüs für den Alltag. Pichler Verlag, Wien 2009