Der erste Eindruck des Paperbacks wirkt nicht besonders ansprechend, die wenigen schwarz/weiß Fotos fallen konturenlos aus, die Seiten sind klein und voll bedruckt. Die unterfinanzierte Universitätslandschaft drückt sich entsprechend aus. Doch das betrifft nicht den Inhalt, der so viele Themen enthält, dass hier nur einige davon angesprochen werden können.
Die Referate einer Linguistiktagung in Klagenfurt 2006, dazu einige neue Aufsätze spannen einen Bogen: lokal von Griechenland über Kroatien, Schweden bis nach Mexiko und von diskursiven Aspekten von Speisenamen über Speisebezeichnungen in und um Kroatien, über Semantik und Idiomatik beim Wein, kulinarischen Textsorten, Speisen und Kulturen, orthorektische Diskurse zu Essen in Interaktion und zu Essen in der Übersetzung.
Manche nützliche Erkenntnis findet sich, etwa wie Restaurantbesitzer durch sprachliche Mittel Gerichte aufwerten und dann teurer verkaufen könnten. Erhellend ist auch der Artikel über italienische Kunstformen, sprich: erfundene pseudo - italienische Produktnamen für den deutschen Markt. Es muss nur italienisch klingen...! Gleiches gilt für Pralinenamen, hier soll es französisch klingen und positive Assoziationen wecken. Werbung für griechischen Alkohol will die Phantasie der Konsumenten ansprechen und Bilder der Entspannung in der Natur vorgaukeln. Eine vergleichende Untersuchung der Weinsprache zeigt, dass sich die Bezeichnungen annähern und sich in Richtung auf eine internationale Terminologie hin bewegen. Hinweise für die Zubereitung von Fertiggerichten offenbaren, dass in Deutschland die kurze Zubereitungsdauer wichtig ist, in Russland der kürzere Text. Da ist die erfahrene Hausfrau die Adressatin, dort die potentielle Klägerin beim Konsumentenschutz - wie der ironische Schlusssatz festhält. Weitere Aufsätze wenden sich der Kommunikation über das Essen zu. Bei ablaufenden normativen Diskursen spielen Fragen der Moral - was ist gut und was ist schlecht - herein, veranschaulicht anhand Jaime Olivers Schuldinner. Die Gut - Schlecht - Markierung von Essen hilft als Entscheidungsgrundlage in komplexen Situationen. Die Kommunikation bei Tisch muss als wesentlicher Sozialisationsfaktor für Kinder gesehen werden; die Analyse solcher Gespräche lässt Einstellungen und Ideologien bei den Erwachsenen zum Vorschein kommen. Ein abschließender Teil wendet sich der Übersetzungsproblematik zu, profundes Fachwissen ist bei der Übersetzung notwendig ist.
Das Buch zeigt sehr deutlich die Bandbreite möglicher Themen und den gegenwärtig oft noch fragmentarischen Forschungsstand. Deutlich wird auch welche Aussagekraft in den einschlägigen Texten von der Werbung bis hin zur anderen fiktionalen Literatur in Romanen besteht und was noch an Arbeitsfeldern offen liegt. Jede der sechs Abteilungen enthielte genügend Material, um damit einen eigenen Band zu füllen.