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Volle Brühe

KOLMER Lothar.   

„Einen Espresso, bitte."

Kopfnicken.
Die Bedienung drückt auf das „Kleine Tasse"-Symbol der großen Kaffeemaschine.
An deren Auslauf sprudelt es. Es läuft und läuft und tropft noch ein wenig nach.
Die Tasse füllt sich, bis zum Rand. Gestrichen voll.
Beim Servieren läuft der Kaffe über. Macht sichtlich nichts.
Sichtlich ist aber auch der Tassenboden. Dünn, mehr als dünn. Man muss das eigentlich gar nicht probieren. Ein Versuch bestätigt den optischen Ersteindruck. Zu dünn. Koloriertes Wasser.
„Bitte, das hier ist zu dünn. Da ist viel zu viel Wasser drin!"
„Da sind Sie der Erste, dem das zu viel ist. Wir haben die Maschine so eingestellt, weil sich die Leute beschwert haben, es sei zu wenig drin, wenn wir nur ein Drittel einfüllen. Das nächste Mal müssen Sie das gleich sagen, dass Sie ihn stärker haben wollen."
Das war‘s. Soll ich das jetzt trinken? Nein. Ungenießbar. Soll ich das jetzt bezahlen? Werd ich wohl müssen, wenn ich keinen Ärger haben will ...

Das ist ja nicht das einzige expressive Vergehen. Untersuchungen haben erbracht, dass sehr viele Maschinen kaum oder schlecht gewartet sind, mit voller Auswirkung auf den Geschmack. Der hängt auch davon ab, wie lange welche Kaffeesorte mit welchem Mahlgrad eingespannt bleibt. Es lässt sich viel falsch machen und das erfolgt in voller Gedankenlosigkeit.