Die Edition geht auf eine Magisterarbeit zurück und diese beruht auf der Handschrift, die bei Umbauarbeiten im Elternhause des Verfassers gefunden wurde. In seiner Einführung weist der zu Recht darauf hin, dass es an Editionen von Kochbüchern noch immer mangele. In der vorliegenden Publikation geht es aber weniger um die Rezepte, deren kulinarischen Inhalt, als um sprachliche Analyse.
Das Kochbuch umfasst 225 Rezepte, mit dem eindeutigen 2/3. Schwerpunkt auf Süßspeisen. Eingemachtes, Fisch- und Fleischgerichte teilen sich die verbliebenen Seiten. Das zeigt das frühere Gewicht der Fastenspeisen, von denen aber ein Großteil Festspeisen ausmachte. Darum ließen sich die Rezepte auch unter dem Oberbegriff „Speisen für besondere Anlässe" zusammenfassen. Diese erforderten wiederum einen hohen Anteil von Zucker, fremdländischen Gewürzen, weiteren Importen wie Olivenöl und eine entsprechende Küchenausrüstung. Dies alles spricht für eine Aufzeichnung in/aus einem wohlhabenden Haushalt der mittleren bis oberen Gesellschaftsschicht. Die Sprache und vor allem die dialektalen Merkmale, hier eingehend sprachwissenschaftlich untersucht, deuten auf eine Schreiberin aus der Oberpfalz, die möglicherweise in Franken lebte.
Der Text selbst wird ediert, kommentiert; ausführliche Erläuterungen machen ihn für eine interessierte Leserschaft zugänglich. Beigegeben ist zudem ein Glossar, das aus Lexika aus der gleichen Zeit, wie Krünitz und Zedler, schöpft. Da aber weitere Auswertungen fehlen - es werden weder die Herkunft der Rezepte, noch deren Verwandtschaft, noch deren Gehalt untersucht - bleiben Defizite.
Weil aber in letzter Zeit solche Magister-Publikationen zunehmen, stellt sich die Frage, wie weit derlei sinnvoll ist. Eine kommentierte Edition reicht für den Grad sichtlich aus, „all inclusive" wäre dann wohl eine Doktorarbeit. Nur wird sich niemand mehr der Weiterbearbeitung einer solchen Edition annehmen, höchstens der Synopsis von mehreren dieser Werke. Es ist gewiss notwendig, vorhandene Quellen zu edieren, aber wenn - dann doch mit einem breiten Auswertungsteil. Wenn „Bologna" nicht mehr zulässt, dann ist es freilich durchaus ein Gewinn, solche Editionen zu haben. Material gibt es noch genügend, man kann in Dachstühlen suchen, aber auch in Bibliotheken und Archiven.