Die Italienbegeisterung in meinem Bekanntenkreis hat in den letzten Jahren merklich nachgelassen. Gründe gibt es reichlich: den geradezu wahnsinnigen Verkehr auf dem überalterten, nicht ausgebauten italienischen Straßennetz. Von Unmengen von „Pfützenpanzern" vulgo Geländewagen im Flachland gescheucht und von Tausenden Motorinos umknattert zu werden, kostet ältere Nordländer zu viel Nerven. Immerhin hilft jetzt gegen die auch übliche schlechte Beschilderung zumindest das Navi, nichts aber gegen die (zu) hoch gestiegenen Preise in Hotellerie und Gastronomie - nichts wohl als das Kraut der Absenz. Das Meer ist auch nicht mehr das, was es noch nie war... und den Rest bekommt man hier im Supermarkt. Mit einem Wort - was soll man noch dort?
Was man noch dort soll, das belegt der Osterienführer auf fast 1000 Seiten. Denn das haben die „Italiener" hier nicht geschafft, eine entsprechend qualitative Küche über die Alpen zu bringen (das ist nicht ihre Schuld, sondern die der hiesigen Konsumenten, die sich mit billigen Imitaten: Analogkäse begnügen).
Schon das Schmökern im Führer lässt das Wasser im Munde zusammenlaufen und macht Appetit. Es ist auch der Sinn des Führers, Lokale mit Qualität, mit authentischen regionalen Produkten und Speisen der dafür affinen Klientel mitzuteilen. Ohne dieses Handbuch würde man manche, etwa in einem Industriegebiet versteckte, Trattoria nie finden - und die Umgebung vergisst man dann momentan überm Essen ...
Es geht auch hier um ein kulinarisches Erbe, die regionalen Küchen, alles in Italien ungleich vielfältiger und reicher als bei uns hier. Es sind im Buch die Spezialgerichte aufgeführt, ferner kurze Beschreibungen der Gaststätten, Spezialitäten der Region und wo es diese zu kaufen gibt. Das Konzept ist seit mittlerweile 20 Jahren bewährt, ausgereift; der Führer schlichtweg unentbehrlich für Italienreisende. Noch ein wesentlicher Punkt: Die Preise in den aufgeführten Lokalen liegen alle um die € 30,-. Das ist immer noch (relativ, wie alles) preiswert und in den meisten Fällen den verlangten Preis dank guter Qualität auch wert; dies, gerade im (negativen - aufgrund persönlicher Enttäuschungen) Vergleich mit Restaurants, wie sie der Gambero Rosso aufführt.
Wer nach Italien fährt, ist mit dem Slow-Food-Führer sehr gut bedient und wird gut speisen.