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HIRSCHFELDER Gunther, MOHRMANN Ruth-E. (Hg.): Kulturhistorische Nahrungsforschung in Europa. Festschrift für Günter Wiegelmann zum 80. Geburtstag. (Rheinisch-Westfälische Zeitschrift für Volkskunde, 53. Jahrgang, 2008)

KOLMER Lothar.   

Das Heft ist dem Pionier der Ernährungsforschung zum Geburtstag gewidmet (dem man allerdings wohl auch ein besseres Bild als das beigegebene hätte wünschen mögen). Unter den zahlreichen Aufsätzen sind zu nennen:

Hans Jürgen Teuteberg, Abschnitt „Kulturhistorische Ernährungsforschungen. Ziele, Theorien und Methoden seit dem 19. Jahrhundert". Er gibt einen Überblick über die von ihm und Wiegemann vorgenommenen Forschungen und Publikationen, samt einem Abriss zur Historischen Ernährungsforschung seit dem 18. Jahrhundert, über die Schule der Annales bis hin zu neuen theoretischen Modellen.

Ruth-E. Mohrmann führt die kulinarischen Markenzeichen Niedersachsens auf: Bockbier, Hochzeitssuppe, den Eintopf, der als Wort vor 1930 nicht existiert. Aus der Überfülle des Bandes seien nur einige Themen genannt: „Kucheneisen Gebäcke", die Waffeln und Oblaten, Neujahrsgebäcke in Norddeutschland mit den entsprechenden Bildern, wobei diese Backeisen bis ins frühe Mittelalter zurück gehen. Es finden sich der Speiseplan der Lüneburger Ritterakademie aus dem Jahr 1656 und ein Küchenregister aus dem Kloster Ebsdorf aus dem 17. Jahrhundert. Dazu über Konsumgüter: Kaffeebohnen wurden verfälscht: gefärbt, gezuckert, lackiert und nachgemacht, wie im 19. und auch im 20. Jahrhundert das Genussmittel geradezu lebensgefährlich manipuliert wurde. Die Vanillinherstellung, vor 150 Jahren entdeckt und mit Doktor Oetker im großen Aufschwung, fehlt nicht, ebenso wenig wie auch eine Reflexion von Günther Hirschfelder und Lars Winterberg über die „Kulinarische Weihnacht" und die Beantwortung der Frage, seit wann es die Weihnachtsgans gibt. Mit zunehmender Entsakralisierung entwickelte sich eine weihnachtsorientierte Profankultur, für die Essen und Trinken konstituierend wirkten (S. 306). Weihnachten wird zum Fest des Essens, des gemeinsamen Essens. Der vorliegende Band bietet auf annähernd 400 Seiten mit reichhaltiger Bebilderung ein sehr großes Spektrum über die verschiedenen Ansätze, Möglichkeiten und Ergebnisse der Nahrungsforschung.

 

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